Orpheus in der Unterwelt ist eine Opéra bouffe in zwei Akten bzw. vier Bildern von Ludovic Halévy und Hector Crémieux. Die Musik komponierte Jacques Offenbach.
Die Uraufführung fand am 21. Oktober 1858 in Offenbachs Théâtre des Bouffes-Parisiens in Paris statt.
Nachdem Offenbach für sein Theater wegen der Lizenzbestimmungen drei Jahre lang Einakter komponiert hatte, war Orpheus das erste abendfüllende Werk und ein sensationeller Erfolg. Grundlage für die Handlund ist die griechische Sage von Orpheus und Eurydike.
Das bekannteste Musikstück ist der sogenannte Höllen-Cancan (im Original allerdings als „Galop infernal“ bezeichnet) im zweiten Akt, ein Gassenhauer, der auch heute noch bekannt ist und häufig auch separat aufgeführt wird.
Die 1860 uraufgeführte Wiener Bearbeitung des Orpheus stammt vermutlich von Johann Nestroy, der auch die Rolle des Jupiter übernahm. Bei dieser wurde auch die Ouvertüre uraufgeführt, die Carl Binder komponierte.
Handlung
Erster Aufzug (Erstes Bild),auf der Erde, bei Theben im antiken Griechenland
Das Ehepaar Orpheus und Eurydike hat sich auseinandergelebt. Der Musiklehrer und Geiger Orpheus betrügt seine Frau mit der Nymphe Chloé. Eurydike, die ein gelangweiltes Leben führt, weiß das, und akzeptiert es. Auch sie hat einen Geliebten, den Schäfer und Imker Aristäus. Eurydike weiß jedoch nicht, dass ihr Liebhaber Aristäus der verkleidete Pluto, Herr der Unterwelt, ist. Pluto will seine Geliebte in die Unterwelt entführen und wartet auf einen günstigen Zeitpunkt. Nach einem heftigen Streit zwischen den Eheleuten sieht Pluto seine Zeit gekommen. Er beißt Eurydike in den Hals, dieser Kuss des Todes liefert ihm Eurydike aus.
Als Eurydike wieder zu sich kommt, schreibt sie gemeinsam mit Pluto einen „Abschiedsbrief“ an Orpheus, ihren Ehemann:
Verlassen muss ich diese Schwelle,
Denn ich bin tot ohn’ allen Zweifel,
Aristeus war der Gott der Hölle,
Und jetzt holt mich der Teufel.
Als Orpheus ihre Nachricht liest, ist er erfreut. Er denkt, endlich frei zu sein von seiner Frau, und will die gute Nachricht sofort seiner Geliebten überbringen. Doch da tritt ihm die Öffentliche Meinung in den Weg und fordert ihn auf, seine Ehefrau von Jupiter, dem obersten Gott, zurückzufordern. Die Öffentliche Meinung kann sich durchsetzen, und sie begleitet Orpheus hinauf auf den Olymp.
Erster Aufzug (Zweites Bild), auf dem Götterberg Olymp
Bei den Göttern herrscht Langeweile und Überdruss. Jupiter vergnügt sich ungeniert mit jungen Frauen. Diana ist traurig, weil sie den schönen Sterblichen Aktäon bei ihren Aufenthalten unten auf Erden nicht mehr gefunden hat. Juno, Jupiters Gemahlin, macht ihrem Göttergatten eine Szene, weil auf Erden eine wunderschöne Frau von einem Gott entführt worden sei. Jupiter bestreitet in die Entführung involviert zu sein.
Merkur, der Götterbote, berichtet, Pluto sei von einem irdischen Aufenthalt mit einer wunderschönen Frau namens Eurydike in die Unterwelt zurückgekehrt. Jupiter ist erfreut, ist er doch durch diese Nachricht vorerst der Vorwürfe befreit. Um seiner Unschuld Nachdruck zu verleihen, zitiert er Pluto aus der Unterwelt auf den Olymp. Pluto erscheint vor dem obersten Gott, doch er leugnet die Entführung.
Orpheus und die Öffentliche Meinung erscheinen und Orpheus fordert seine Frau zurück. Jupiter beschließt, die Sache in der Unterwelt genauer zu untersuchen. Er will Eurydike aus der Unterwelt holen, aber nicht für Orpheus, sondern für sich selbst. Die gesamte Götterschar folgt ihm in Plutos Höllenreich.
Zweiter Aufzug (Drittes Bild) in der Unterwelt
Hier hält Pluto die entführte Eurydike versteckt. Bewacht wird sie von Hans Styx, dem stets betrunkenen Diener Plutos. Sie sehnt sich nach ihrem Mann auf Erden. Der Reiz des Abenteuers ist bereits verblasst. Die vom Olymp in der Unterwelt eingetroffenen Götter können das Versteck der Eurydike zunächst nicht finden. Doch Jupiter ist misstrauisch. In Gestalt einer Fliege kommt er durchs Schlüsselloch und entdeckt Eurydike. Er scharwenzelt um sie herum, gibt sich als oberster Gott zu erkennen und verspricht ihr, sie zu befreien und mit auf den Olymp zu nehmen.
Zweiter Aufzug (Viertes Bild), Plutos Höllenfest, es wird getanzt und getrunken
Jupiter erntet allgemeinen Beifall, Eurydike ist ebenfalls auf dem Fest. Abermals wird die göttliche Gesellschaft von Sterblichen gestört. Wieder fordert Orpheus in Begleitung der Öffentlichen Meinung von Jupiter seine Frau zurück. Jupiter gibt dem Wunsch nach, aber er stellt eine Bedingung: wenn Orpheus vor Eurydike in die Oberwelt hinaufsteige, dürfe er sich nicht nach seiner Gattin umwenden.
So beginnt der Marsch in Richtung Oberwelt: die Öffentliche Meinung, dann Orpheus und Eurydike. Doch als sie das Tor erreichen, schleudert Jupiter einen Blitz. Orpheus dreht sich erschrocken herum und hat damit erneut seine Frau verloren.
Aber auch Pluto soll Eurydike nicht haben, und so bestimmt Jupiter:
Nein, eine Bacchantin mach’ ich jetzt aus ihr.