Der Mozartautomat

Der Bettelstudent – Carl Millöcker

Der Bettelstudent ist eine Operette in drei Akten von Carl Millöcker. Das Libretto verfassten F. Zell und Richard Genée.

Die Uraufführung fand am 6. Dezember 1882 im Theater an der Wien statt.

Ort und Zeit der Handlung: 1704 in Krakau, August der Starke war zugleich Kurfürst von Sachsen und König von Polen.

Handlung

Erster Akt, Gefängnishof

Im Kerker der Zitadelle von Krakau sind viele Polen inhaftiert, die gegen die sächsische Herrschaft aufbegehrt haben. Eine Gruppe Frauen fleht den Gefängniswärter Enterich an, ihre Männer besuchen zu dürfen. Nachdem Enterich die mitgebrachten Speisen und Getränke konfisziert hat, lässt er ein paar Gefangene zu ihren Frauen in den Hof. Das Wiedersehen wird jedoch abrupt beendet, als der aufgeblasene Gouverneur, Oberst Ollendorf, mit einigen Offizieren eintrifft. Ollendorf wutentbrannt, weil die polnische Komtesse Laura ihn am Abend zuvor vor allen Leuten mit dem Fächer ins Gesicht schlug. Dabei hatte er die junge Schöne ja nur auf die Schulter geküsst. Wegen eines abgefangenen Briefes von Lauras Mutter, der Gräfin Nowalska, weiß er, dass für sie nur ein polnischer Fürst als Schwiegersohn in Frage kommt. Ollendorf, geplagt von Rachegelüsten, beabsichtigt daher, die Gräfin und ihre Tochter vor der Krakauer Gesellschaft zu blamieren, indem er zwei Gefangene findet, wovon einer überzeugend einen polnischen Fürsten spielen können muss und der andere dessen Sekretär.

Enterich führt seinem Chef die beiden befreundeten Studenten Symon Rymanowicz und Jan Janicki vor. Ollendorf verspricht ihnen die Freiheit und eine zusätzliche Belohnung in Geld, wenn sie die ihnen zugedachten Rollen spielten. Beide sind einverstanden.

Verwandlung – Platz in Krakau

Bei der Krakauer Frühjahrsmesse herrscht eine ausgelassene Stimmung. Auch Oberst Ollendorf ist mit seinen Offizieren da. Gräfin Nowalska und ihre beiden Töchter werden somit wie durch Zufall angetroffen. Ollendorf verwickelt die Damen in ein Gespräch und bemerkt so ganz nebenbei, dass ein begüterter polnischer Fürst namens Wybicki in Krakau eingetroffen ist, um auf Brautschau zu gehen. Damit hat der Oberst sofort die Neugier der Gräfin geweckt. Wenige Minuten später macht er die Damen mit dem vermeintlichen Fürsten und dessen Sekretär bekannt. Für Laura und Symon ist es Liebe auf den ersten Blick, und Lauras Schwester Bronislawa fühlt sich zum bürgerlichen Jan Janicki hingezogen. Die Gräfin träumt bereits überglücklich, Schwiegermutter eines reichen Fürsten zu sein, mit dessen Hilfe sie ihre angeschlagenen Finanzen sanieren kann.

Zweiter Akt, Saal im Palast der Gräfin Nowalska

Doppelhochzeit soll gefeiert werden. Symon, der seine Verlobte aufrichtig liebt, wird von Gewissensbissen geplagt, weil es sie noch nicht mit der Wahrheit konfrontiert hat. Ihr zu gestehen, dass er nur ein Bettelstudent sei, wagt er nicht. Er entschließt sich aber, dies schriftlich zu tun.

Allmählich treffen die Hochzeitsgäste ein. Niemand, der auf seine gesellschaftliche Stellung Wert legt, verzichtet auf die Teilnahme. Nach der Trauungszeremonie finden sich aber noch viele ungebetene Gäste ein: Enterich kommt mit den in Lumpen gekleideten Gefangenen und begrüßt mit ihnen den Bräutigam, einen „Bettelstudenten“. Laura und ihre Mutter echauffieren sich, der Skandal ist perfekt. Symon war der Auffassung, seine Braut habe gewusst, wer er sei und fragt sie, ob sie seinen Brief denn nicht gelesen habe. Ollendorf gesteht, dass dieser ihm zugespielt worden sei und seine Empfängerin nie erreicht habe. Der Oberst ist ob der gelungenen Rache höchst zufrieden. Enterich bringt die Häftlinge – außer Symon und Jan – in den Kerker zurück. Der „Bettelstudent“ wird des Hauses verwiesen.

Dritter Akt, Im Schlossgarten

Symon zöge am liebsten weit weg, dorthin, wo ihn keiner kennt. Jan versucht, ihn zum Bleiben zu bewegen, weil er ihn für seine patriotischen Pläne noch brauche. Er gibt jetzt unter dem Siegel der Verschwiegenheit seine wahre Identität preis: Er sei kein Student, sondern Graf Opalinski, in geheimer Mission, und solle eine Verschwörung gegen die Besatzer vorbereiten. Ihm fehlten nur noch 200.000 Taler, um den italienischen Kommandanten der Krakauer Zitadelle bestechen zu können. Für diese Summe sei dieser geneigt, sich mit den Rebellen einzulassen.

Die wahre Identität Janickis wurde auch Ollendorf in der Zwischenzeit zugetragen. Vom König hat dieser den Befehl erhalten, ihn mit 200.000 Talern zu bestechen, damit er den Aufenthalt des polnischen Herzogs Kasimir verrate, um den Anführer der Aufständischen endlich dingfest machen zu können. Der vermeintliche Student geht zum Schein darauf ein, kassiert die Belohnung und behauptet (mit dessen Einverständnis), sein Freund Symon sei der gesuchte Herzog. Symon wird verhaftet und abgeführt.

Laura, die Symon aufrichtig liebt, fleht, als sie erfährt, dass er hingerichtet werden solle, sie um sein Leben. Kanonenschüsse machen allen klar, dass die Revolte der Polen gelungen ist. Die Krakauer Zitadelle ist wieder in polnischer Hand. Ollendorf und seine Offiziere werden entwaffnet und gefangen genommen. Symon wird vom neuen König Stanislaus Leszczynski zum Dank für seinen patriotischen Einsatz in den Adelsstand erhoben und erhält die Grafenwürde. Nun steht einer Vermählung mit der polnischen Komtesse nichts mehr im Wege. Auch Lauras Schwester geht nicht leer aus, wird sie sich doch in Bälde mit dem Titel Gräfin Opalinski schmücken dürfen.

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